04.07.20245min

Kundenfokus in der Logistik: Per Shuttle zu noch mehr Service und Tempo

Kundenfokus in der Logistik: Per Shuttle zu noch mehr Service und Tempo
Kundenfokus in der Logistik: Per Shuttle zu noch mehr Service und Tempo

Wenn Kamil Christoph Kasprowicz hin und wieder nach Feierabend auf den „Kordigast“, den nördlichsten Ausläufer der Fränkischen Alb, wandert, genießt er die grandiose Aus- und Fernsicht. Bei klarem Wetter reicht die Sicht bis in die Rhön und den Thüringer Wald. Vom Hausberg Altenkunstadts hat der CEO des Logistikdienstleisters Baur Hermes Fulfilment (BHF) aber auch einen fantastischen Blick auf den Neubau, in dem das voll automatisierte Shuttlelager untergebracht ist. „Mit dieser hochmodernen Anlage setzt die Otto Group europaweit Maßstäbe in der Logistik für den Onlinehandel“, sagt Kamil. Anfang Juli 2024 wurde das Shuttlelager offiziell eröffnet.

150 Millionen Euro in Standort Altenkunstadt investiert

Dort, wo sich bis Anfang 2022 noch Werkstattgebäude und Parkplätze für BHF-Mitarbeitende befanden, ist innerhalb von zwei Jahren eines der modernsten Logistikzentren Europas entstanden. Rund 150 Millionen Euro hat die Otto Group in den Neubau, die Automatisierung und die Anbindung an das Bestandsgebäude investiert. Zusätzliche Flächen mussten für die neue Anlage nicht versiegelt werden. Das Gebäude ist 208 Meter lang, 74 Meter breit und 23 Meter hoch. Das Herzstück des drei Einheiten umfassenden Neubaus mit einer Grundfläche von insgesamt etwa 16.000 Quadratmetern ist der Mittelteil, in dem die von Kund*innen bestellte Ware kommissioniert wird. Links und rechts davon, in den Flügeln, befinden sich die jeweils 5.900 Quadratmeter großen Lager. Bis zu 835.000 Wannen mit etwa sechs Millionen Artikeln finden dort Platz. Spezialisiert ist der Standort auf das kleinvolumige Sortiment, vor allem Bekleidung des Online-Modehändlers About You.

Rund 20 Lkw mit Ware kommen täglich in Altenkunstadt an. 20 Meter hoch türmen sich im Shuttlelager die Regale. 4.600 Tonnen Stahl wurden dort allein für die Technik verbaut. Würde man die im Zuge der Automatisierung neu installierte Fördertechnik wie einen Zollstock auseinanderklappen, ergäbe sich eine Länge von knapp elf Kilometern. In den 24 Gassen sind sogenannte Shuttles unterwegs. Rund 1.000 dieser mit künstlicher Intelligenz gesteuerten Fahrzeuge pendeln im Lager hin und her, nehmen Wannen auf und übergeben sie an die Fördertechnik. Die wiederum transportiert die Behälter zur Kommissionierung in den Mittelbau. Die Ware gelangt also automatisch zu den auf zwei Ebenen angeordneten 48 Kommissionierplätzen.

Dort wird den Mitarbeitenden am Bildschirm angezeigt, welche von den Kund*innen bestellten Artikel sie aus den Wannen herausnehmen und in einen neuen Behälter legen sollen. Nach der Bestätigung auf dem Display fährt die eine Wanne zurück ins Lager. Für die zweite geht’s durch einen Tunnel und über eine Brücke, die das Shuttle-Lager mit dem Bestandsgebäude verbindet, weiter in Richtung Versand. Hier wird die Bestellung verpackt, mit dem Adressaufkleber versehen und auf das Förderband gelegt. Ziel ist der Warenausgang, wo die Sendungen 67 Versandrichtungen zugeordnet und auf die bereitstehenden Lkw verladen werden. Die Auslieferung erfolgt in mehr als 50 Länder. Die Hauptmärkte sind Deutschland, Österreich, die Schweiz, die Niederlande und Tschechien. Rund 45 Millionen Sendungen verlassen den Standort Altenkunstadt pro Jahr.

Kamil Christoph Kasprowicz, CEO Baur Hermes Fulfilment
Kamil Christoph Kasprowicz, CEO Baur Hermes Fulfilment
© BAUR-Gruppe / Patrick Mantel

Ein Leuchtturmprojekt im europäischen E-Commerce

„Das Shuttlelager mit seinem hohen Automatisierungsgrad wird unsere Produktivität verbessern und die Durchlaufzeiten deutlich verkürzen“, erklärt Kamil. Ziel ist es, innerhalb von vier Stunden nach Auftragseingang die Sendung zu packen und noch am selben Tag an die Kund*innen zu verschicken. Denn wer heute online bestellt, erwartet, dass die Sendung möglichst morgen zugestellt wird. „Die Bedürfnisse der Kund*innen stehen bei unseren Entscheidungen im Mittelpunkt. In der Otto Group streben wir nach dem besten Service für unsere Kund*innen und wollen ihnen jederzeit ein optimales Einkaufserlebnis bieten“, betont auch Kay Schiebur, im Konzern-Vorstand der Otto Group für Service zuständig: „Vor diesem Hintergrund ist das vollautomatisierte Shuttlelager in Altenkunstadt ein Leuchtturmprojekt im europäischen E-Commerce. Es wird ein zentraler Baustein unseres europäischen Netzwerks, um unser Serviceversprechen einzulösen. Uns geht es bei Investitionen in neue Technologien in erster Linie um Service und Geschwindigkeit.“ Darüber hinaus entlastet das vollautomatisierte Shuttlelager die Mitarbeitenden bei der Kommissionierung. Sie brauchen nicht mehr die bestellten Artikel aus den Regalen zu holen, sondern die Ware kommt über Förderbänder direkt zu ihnen an die ergonomisch gestalteten Kommissionierplätze. Insgesamt sind bei BHF in Altenkunstadt derzeit rund 1.400 Mitarbeitende aus 40 Nationen beschäftigt.

Das Shuttlelager wurde während des laufenden Betriebs des Traditionsstandorts für Logistik errichtet – eine logistische Meisterleistung und Herausforderung für die ausführenden Firmen, die Ware anliefernden Transportunternehmen und die Mitarbeitenden von BHF. Die logistische Abwicklung in Altenkunstadt erfolgte während der Bauphase ausschließlich im Bestandsgebäude. Dort werden in Zukunft auch weiterhin etwa 40 Prozent der Ware lagern. Den überwiegenden Teil übernimmt nun allerdings das Shuttlelager. Vor allem Bekleidung, die besonders häufig bestellt wird, die sogenannten Schnelldreher, sollen dort lagern.

Bewährungsprobe Black Friday?

Einen Tag nach der offiziellen Inbetriebnahme des Shuttlelagers Anfang Juli werden bereits die ersten Kund*innen erfolgreich bedient. Für die Hochlaufphase sind drei bis vier Monate eingeplant. Mit dem Black Friday Ende November, einem der erfahrungsgemäß umsatzstärksten Tage im Jahr, wartet die erste Bewährungsprobe auf das Shuttlelager. „Dank der hochmodernen Anlage sind wir auf solche Peaks künftig bestens vorbereitet und können die Kund*innen auch in Phasen mit hohem Bestellaufkommen zeitnah beliefern“, erläutert Kamil.

Innerhalb von zwei Jahren entstand in Altenkunstadt, eingebettet in den bereits bestehenden Logistikbetrieb, ein hochmodernes Shuttlelager

© BAUR-Gruppe / Patrick Mantel

Das europäische Logistiknetz wächst

Das neue voll automatisierte Shuttlelager stärkt nicht nur den Standort Altenkunstadt, sondern auch das gesamte europäische Logistiknetzwerk der Otto Group. Der Schwerpunkt liegt in Deutschland. Aber auch in anderen europäischen Ländern investiert der Konzern kräftig in die Logistik-Infrastruktur. Im polnischen Iłowa, etwa eine Autostunde östlich von Cottbus, steht ein weiteres der hochmodernen Versandzentren in Europa mit einer Gesamtfläche von 112.000 Quadratmetern – das sind rund 16 Fußballfelder – kurz vor der Inbetriebnahme. Im Herbst 2024 wird es auch hier losgehen. Konzern-Vorstand Kay Schiebur: „Die Logistik ist und bleibt für uns ein zentraler Baustein und ein entscheidender Faktor für die Zufriedenheit unserer Kund*innen. Deswegen liegt in unseren strategischen Investitionen auch so großes Potenzial – nicht nur mit Blick auf die Logistik der Zukunft, sondern auch mit Blick auf unsere Kund*innen.“

Eindrücke und Highlights: Eröffnungsfeier des neuen Shuttlelagers

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