Wichtig: Der folgende Text basiert auf Informationen vor der offiziellen Validierung unserer neuen Klimaziele durch die Science Based Targets Initiative Ende Februar 2024.
Willkommen im Maschinenraum der Gegenwart: E-Mails, Chats, Videocalls, Streams oder Suchmaschinen-Anfragen laufen über die Server eines Rechenzentrums. An diesem Ort finden die digitalen Interaktionen statt: Dort liegen unsere Nachrichten, dort erreichen wir die Webseiten, auf denen wir einkaufen oder Online-News lesen und dort speichern und verarbeiten Unternehmen ihre Daten. Je weiter die Digitalisierung voranschreitet, desto mehr von diesen Räumen, in denen nicht selten zehntausende Computer, Arbeitsspeicher und Festplatten installiert sind, gibt es. Allein hierzulande sind laut der Bitkom-Studie „Rechenzentren in Deutschland“ über 50 000 Rechenzentren verteilt. Und zwar in allen Größen: von Serverschränken, kleinen Serverräumen bis zu riesigen Data-Centern, wie etwa dem e-shelter in Frankfurt am Main mit einer Serverfläche von 60 000 Quadratmetern – das entspricht der Größe von etwa 8,5 Fußballfeldern. Zwischen 2016 und 2021 wuchs die Kapazität der deutschen Rechenzentren um 30 Prozent. An diesem Anstieg lässt sich ablesen, wie sehr sich unsere Arbeit, unser Konsum oder unser Kommunikationsverhalten ins Netz verlagert haben – Tendenz steigend. Bis 2025, so die Prognose des Bitkom, könnten noch einmal 30 Prozent Rechenkapazität dazukommen.
Die Otto Group hat die Herausforderungen früh erkannt und längst konkrete Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung von CO2e-Emissionen in der IT ergriffen. Eine effektive Methode ist etwa die Verlagerung von einigen digitalen Services und Teilen der Datenspeicherung von der lokalen vor Ort Speicherung (“On-Premise”) in die Cloud. Dabei berücksichtigt die Otto Group IT beim Umzug in neue Rechenzentren verstärkt auf den ökologischen Fußabdruck externer Cloudanbieter und Rechenzentren und wirkt auf Dienstleister ein, indem bei Ausschreibungen beispielsweise auf eine hohe Energieeffizienz oder den Einsatz von Ökostrom im Betrieb der externen Rechenzentren geachtet wird.
Laut Bitkom stiegen die Cloud-Kapazitäten in Deutschland seit 2016 um 150 Prozent. Das zeigt, dass die Nutzung externer Rechenzentren immer beliebter wird. Denn entgegen ihrem Ruf als stromhungrige Ungeheuer sind Cloud Services nachhaltiger als herkömmliche Rechenzentren, wie sie etwa von Unternehmen selbst betrieben werden. Die Anbieter achten auf effiziente, energiesparende Technik und eine volle Auslastung der Server, die Kühlung und Klimatisierung der Anlagen ist optimiert. Und große Anbieter wie Google oder Microsoft setzen in zunehmendem Umfang erneuerbare Energien für den Betrieb ihrer Cloud-Rechenzentren ein. In kleinen Rechenzentren ist dagegen oft die Hardware veraltet und die Rechner laufen auch, wenn sie nur teilweise gebraucht werden, etwa ihr Speichervolumen nur zu einem kleinen Teil verwendet wird. Der PUE-Wert („power usage effectiveness“) zeigt an, wie hoch der Energieumsatz der Serverräume ist. Bei kommerziellen Cloud-Anbietern ist dieser Index stets besser als bei den eigenen Rechenzentren vieler Unternehmen.
„Weil wir wissen, dass Cloud-Services nachhaltiger sind, verlagern wir vermehrt Teile unserer Dienste in die Cloud und bauen gleichzeitig Kapazitäten in unserem eigenen Rechenzentrum ab“, sagt Andreas Zaun, Strategic Lead des Bereichs Strategy & Portfolio der Otto Group IT.
Die Cloud bietet mit ihrer Flexibilität einen weiteren Vorteil: „Kapazitäten können zugebucht werden, wenn man sie für ein Projekt braucht. Ist es dann beendet, kündigt man die zusätzliche Leistung wieder und reduziert dadurch weiter den Energiebedarf“, sagt Andreas Zaun.
Die Maßnahmen der Otto Group, den Strombedarf und den CO2e-Ausstoß in der IT zu reduzieren, endet aber nicht bei der Optimierung der Datenlagerung. Denn mit Blick auf den Gesamtausstoß von Treibhausgasen entfällt der größte Teil der Emissionen auf die Herstellung von Endgeräten wie Bildschirmen, Laptops, Smartphones oder den Rechnern für den Serverraum. Deshalb wirkt die Otto Group verstärkt auf die Wiederverwertung älterer Hardware (Stichwort Refurbishment und Second Life) hin und lässt nachhaltige Kriterien in die Einkaufsgespräche mit Lieferanten als relevantes Kriterium einfließen. Den Zuschlag erhält dann jener, der zu diesem Zeitpunkt am nachhaltigsten produziert und die energie-effizientesten Geräte anbietet. „Ein weiterer Hebel ist die Nutzungsdauer der Devices. Man braucht nicht alle zwei Jahre einen neuen Laptop. Wir achten auf eine gute Wartung, und so kann man die Technik ohne Probleme sehr viel länger verwenden“, sagt Andreas Zaun. Und sollten dann die Rechner irgendwann doch nicht mehr zu gebrauchen sein, landen sie nicht auf dem Müll. Die Otto Group kooperiert mit dem inklusiven gemeinnützigen IT-Unternehmen AfB, das als Refurbisher durch Aufarbeitung und Verkauf gebrauchter IT- und Mobilgeräte Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung schafft. So leben die Laptops, PCs oder Smartphones der Otto Group weiter und werden nicht zu Elektroschrott.
Diese Maßnahmen für die digitale Infrastruktur sorgen dafür, dass die IT unseres Konzerns weniger CO2e emittiert und weniger Strom verbraucht. Seit Mitte 2021 ist die Otto Group IT sogar klimaneutral unterwegs – immer mit dem Fokus auf Vermeidung und Reduzierung. Kompensation wird dort als sinnvolle Ergänzung gesehen, wo technologische Lösungen aktuell nicht verfügbar oder wirtschaftlich nicht umsetzbar sind. Der Prozess der fortschreitenden Digitalisierung lässt sich nicht aufhalten. Ganz im Gegenteil: Er bringt so viele Vorteile mit sich, dass die Otto Group konsequent diesen Weg beschreitet. Allerdings geht es nun darum, ihn nachhaltig zu gestalten. Smarte Cloud-Nutzung, Green IT-Kriterien, längere Nutzungsdauern und die Wiederverwertung alter Geräte sind nur ein Teil einer größeren Strategie, die letztlich auch das digitale Verhalten aller Mitarbeitenden umfasst.
Wie das geschieht, werden wir im dritten Teil unserer Serie erzählen.