10.12.20246min

Menschenrechte im Fokus: So sorgt der Internationale Accord für bessere Arbeitsbedingungen

Menschenrechte im Fokus: So sorgt der Internationale Accord für bessere Arbeitsbedingungen
Menschenrechte im Fokus: So sorgt der Internationale Accord für bessere Arbeitsbedingungen

Jährlich, immer am 10. Dezember, wird der Internationale Tag der Menschenrechte begangen. Er erinnert an die Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen im Jahr 1948. Anlässlich des Tages haben wir mit Lena Peleikis, Head of Human Rights and Responsible Supply Chain, zur Frage gesprochen, wie der Internationale Accord konkret zur Förderung der Menschenrechte beiträgt.

Der Internationale Tag der Menschenrechte ist von großer Bedeutung, da er das Bewusstsein für die grundlegenden Rechte und Freiheiten schärft, die jedem Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder sozialem Status zustehen. Er dient als Mahnung und Aufruf, sich weltweit für den Schutz und die Förderung der Menschenrechte einzusetzen. In diesem Kontext spielt der „International Accord for Health and Safety", der seit seiner Gründung von der Otto Group unterstützt wird, eine zentrale Rolle. Dieser setzt konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zur Stärkung der Menschenrechte in der Bekleidungs- und Textilindustrie um.

Lena, heute ist der Internationale Tag der Menschenrechte. Ist das ein Thema in der Otto Group?

Lena: Menschenrechte spielen bei uns im Konzern seit jeher eine wichtige Rolle. Seit mehr als 30 Jahren wird bei der Otto Group Verantwortung großgeschrieben und damit einhergehend auch die Achtung der Menschenrechte. Deshalb haben wir vor einigen Jahren einen Prozess etabliert, um unserer menschenrechtlichen Sorgfalt nachzukommen. Ausgangspunkt ist dabei unsere Grundsatzerklärung, die unsere Werte und unsere Haltung zu Menschenrechten widerspiegelt und erklärt, wie wir unsere Sorgfaltspflicht konkret umsetzen.

Aber auch durch unsere verschiedenen Initiativen und Programme, wie den Internationalen Accord, arbeiten wir kontinuierlich daran, die Rechte der Menschen in unseren Lieferketten zu schützen und zu stärken. Der heutige Tag erinnert uns daran, wie wichtig es ist, diese Themen im Blick zu behalten und weiterhin für Verbesserungen zu kämpfen.

Welche Rolle spielt der Internationale Accord und wie helfen seine Maßnahmen dabei, die Menschenrechte in der Bekleidungs- und Textilindustrie zu schützen und zu stärken?

Lena: Der Accord ist ein rechtsverbindliches Abkommen mit Gültigkeit für Textilfabriken in Bangladesch und Pakistan. Er wurde übrigens von der Otto Group mitinitiiert, weil wir uns als Wirtschaft immer als Teil der Lösung für gesellschaftliche Herausforderungen sehen und einbringen wollen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören regelmäßige und unabhängige Fabrikinspektionen, deren Ergebnisse veröffentlicht werden und für alle interessierten Personen einsehbar sind, Schulungen zu Sicherheits- und Gesundheitsstandards sowie ein anonymes Meldesystem für Beschwerden.

Lena Peleikis,Head of Human Rights and Responsible Supply Chain
Lena Peleikis,Head of Human Rights and Responsible Supply Chain

Der Accord wurde von der Otto Group mitinitiiert, weil wir uns als Wirtschaft immer als Teil der Lösung für gesellschaftliche Herausforderungen sehen und einbringen wollen.

Fabriken, die in Bangladesch oder Pakistan für die Otto Group produzieren, müssen dem Accord gemeldet werden und den Anforderungen an Arbeits- und Sicherheitsstandards entsprechen. Hierzu gehören auch grundlegende Menschenrechte wie das Recht auf ein sicheres Arbeitsumfeld oder das Recht auf Pausen und angemessene Arbeitszeiten, die nicht die Gesundheit beeinträchtigen. Es werden also Maßnahmen umgesetzt, die dazu beitragen, die Menschenrechte der Arbeiter*innen zu schützen, indem sie Arbeitsumgebungen sicherer machen und den Beschäftigten eine Stimme geben.

Wie kam es überhaupt zur Gründung des Internationalen Accords und welche Ereignisse haben dazu geführt?

Lena: Die Entstehung des Abkommens wurde maßgeblich durch eine Reihe tragischer Ereignisse in der Bekleidungsindustrie angestoßen, die auf mangelhafte Sicherheitsstandards und schlechte Arbeitsbedingungen in vielen Textilfabriken hinwiesen. Ein besonders prägendes Ereignis war der Einsturz der Fabrik Rana Plaza in Bangladesch im April 2013, bei dem über 1.100 Menschen ums Leben kamen und viele weitere verletzt wurden. Dieses Unglück machte weltweit auf die katastrophalen Zustände in der Bekleidungsindustrie aufmerksam und führte zu einem verstärkten Druck auf Unternehmen, Verantwortung zu übernehmen und Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu ergreifen. Als Reaktion auf diesen Vorfall wurde der Internationale Accord ins Leben gerufen, um verbindliche Standards für Gesundheit und Sicherheit in der Bekleidungsindustrie zu schaffen. Der Accord hat sich seit seiner Gründung kontinuierlich weiterentwickelt und wurde 2023 auf Pakistan ausgeweitet, um auch dort die Arbeits- und Sicherheitsstandards zu verbessern.

Kannst Du konkrete Beispiele nennen, welche Veränderungen und Verbesserungen in den letzten zehn Jahren tatsächlich erreicht wurden?

Lena: Durch die Durchführung von Zehntausenden Fabrikkontrollen in den vergangenen Jahren, konnten die Sicherheitsstandards in den Betrieben erheblich verbessert werden. Mehr als 1,7 Millionen Arbeiter*innen erhielten Schulungen in Gesundheits- und Sicherheitsfragen, was zu einer signifikanten Reduktion von Arbeitsunfällen und gesundheitlichen Risiken führte. Ein konkretes Beispiel ist die Einführung von Brandschutzmaßnahmen und Überprüfung von Notausgängen, die zuvor in vielen Fabriken nicht vorhanden waren. Darüber hinaus fühlen sich die Arbeiter*innen durch die Möglichkeit, anonym über das vertrauliche Beschwerdesystem Mängel zu melden, gestärkt und gehört. Dies hat nicht nur zu einer sichereren Arbeitsumgebung geführt, sondern auch das Vertrauen der Beschäftigten in die Wirksamkeit des Accords gestärkt.

Die Arbeiter*innen fühlen sich durch die Möglichkeit, anonym über das vertrauliche Beschwerdesystem Mängel zu melden, gestärkt und gehört.

Insgesamt konnten wir also über die letzten Jahre eine deutliche Verbesserung bei der Sicherheit am Arbeitsplatz in der Bekleidungsindustrie in Bangladesch sehen. Basierend auf diesen positiven Erfahrungen wurde der Accord im Jahr 2023 inklusive seiner Maßnahmen auf Pakistan ausgeweitet – ein bedeutender Erfolg für das Abkommen. Die Otto Group unterzeichnete als eines der ersten Unternehmen den sogenannten "Pakistan Accord", der sich für bessere Arbeits- und Sicherheitsstandards in Pakistan einsetzt und dabei sogar einen größeren Umfang an Fabriken abdeckt als in Bangladesch.

In Anbetracht des heutigen Internationalen Tags der Menschenrechte: Welche Herausforderungen siehst du, und wo liegen deiner Meinung nach die größten Hürden bei der Umsetzung?

Lena: Die Arbeit des Accords hat unbestritten auf unzählige Fabriken und ihre Beschäftigten eine positive Wirkung. Um auch weiter erfolgreich zu sein und Menschenrechte in der Lieferkette zu stärken, ist der Einsatz aller Beteiligten erforderlich, egal ob Unternehmen, Gewerkschaften, Arbeitgebervertretungen oder staatliche Stellen. Für uns als Unternehmen ist es entscheidend, Transparenz über unsere Produktionsstandorte und die dortigen Arbeitsbedingungen in der Lieferkette zu schaffen. Nur wenn wir genau wissen, wo Verbesserungen notwendig sind, können wir gezielt Maßnahmen ergreifen. Zusätzlich müssen wir uns der Herausforderung stellen, kulturelle Unterschiede und lokale Gegebenheiten zu berücksichtigen, die die Umsetzung von Standards beeinflussen können. Es ist wichtig, dass wir nicht nur Richtlinien entwickeln, sondern dass diese auch in der Praxis effektiv angewendet werden. Abschließend lässt sich sagen, dass die Achtung von Menschenrechten in der Lieferkette die gemeinsame Verantwortung aller beteiligten Akteure erfordert.

Es ist wichtig, dass wir nicht nur Richtlinien entwickeln, sondern dass diese auch in der Praxis effektiv angewendet werden.

Nur durch Transparenz, regelmäßige Überprüfungen, Schulungen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Zulieferern und Arbeitnehmer*innen lassen sich Verbesserungen und menschenwürdige Standards erreichen.

Welche Schritte plant der Internationale Accord, um die Arbeitsbedingungen weiter zu verbessern?

Lena: Perspektivisch soll die Arbeit des Accords auf weitere Länder und Regionen ausgebaut werden, um global einheitliche Standards zu etablieren. Allerdings liegt der Fokus aktuell auf Bangladesch und Pakistan, um sicherzustellen, dass die Anforderungen des Accords dort wirksam und nachhaltig umgesetzt werden. Es ist entscheidend, dass wir in diesen Ländern stabile Fortschritte erzielen, bevor wir unsere Initiativen auf andere Regionen ausweiten.

Wie können Konsument*innen dazu beitragen, die Einhaltung von Menschenrechten in der Textilindustrie zu unterstützen?

Lena: Bewusste Kaufentscheidungen sind hier entscheidend. Wer einen Beitrag leisten will, sollte sich nach Unternehmen umschauen, die sich nachweislich für gerechtere Arbeitsbedingungen und einen besseren ökologischen Fußabdruck einsetzen und dies mit anerkannten Zertifikaten und Siegel (Fair Trade, FSC, Blauer Engel, GOTS oder Cotton Made in Africa) stützen. Diese Labels bieten eine verlässliche Orientierungshilfe, um Produkte zu erkennen, die unter nachhaltigeren Bedingungen hergestellt worden sind. Während also die Politik durch Gesetze und Regulierungen den Rahmen für bessere Arbeitsbedingungen setzt, und die Wirtschaft durch die Implementierung von Standards einen direkten Beitrag leistet, können Verbraucher*innen durch ihre Kaufentscheidungen und ihr Verhalten den Markt beeinflussen.

Fotos: International Accord Secretariat; Otto International; Lena Peleikis


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